Grund: Auf den 38 000 Quadratmeter großem Gelände werden Sonderabfälle gelagert, sortiert und zum Teil behandelt. So finden sich hier Laborchemikalien, Pestizide, Abwässer, Schlacken, Farben. Es gibt explosionsgeschützte Räume, sogenannt Ex-Räume, in die nichts hineingeraten darf, was sich entzünden oder explodieren könnte.
„Feuerwehren sollten den erprobten Ernstfall einmal durchspielen“, sagt EMV-Geschäftsführer Christian Schult. „Wir haben hier gefährliche Abfälle stehen.“ Daher werde in der Regel einmal im Jahr eine Feuerwehrübung angesetzt. „Sie sind die Ersten, die hier hinkommen, um Leben zu retten. Das kann man nur, wenn man die Örtlichkeiten kennt. Wenn man erst auf den Lageplan gucken muss, kostet das Zeit.“
Bei Alarmierung ist die Freiwillige Feuerwehr Admannshagen-Bargeshagen vor allem für die Menschenrettung zuständig. „Unsere Aufgaben sind Gefahr erkennen, Gelände absperren, Menschenrettung und Spezialkräfte anfordern“, zählt Torsten Reske auf. Für das Löschen eines Brandes wird der Gefahrgutzug direkt mit alarmiert. Er ist für das Löschen dieser besonderen Abfälle ausgestattet. Zudem habe die Freiwillige Feuerwehr anders als der Gefahrgutzug beispielsweise keine explosionsgeschützten Funkgeräte oder Kleidung. Mit der Alarmierung der Feuerwehr würde auch immer ein EMV-Mitarbeiter alarmiert, der Bereitschaft hat, und die Einsatzkräfte unterstützt.
Als die Feuerwehrkameraden an ihrem Ausbildungsabend vor dem EMV-Gelände eintreffen, erfahren Sie von Einsatzleiter Torsten Reske, was los ist. An einem Container wird ein Brand simuliert. Mit einer Nebelmaschine entsteht zur Veranschaulichung der Rauch. Zudem hat Torsten Reske von EMV-Mitarbeiter Davis Dähn erfahren, dass sich noch eine Person auf dem Gelände befindet.
Die Feuerwehrkameraden stellen sich hinter dem Fahrzeug auf. Der Gruppenführer teilt die Aufgaben auf: Wasserversorgung aufbauen und die Suche nach der vermissten Person. Zwei Atemschutzträger gehen direkt aufs Gelände. Sie tragen bereits ihre Ausrüstung. Je nach Einsatzstichwort legen sie diese im Feuerwehrfahrzeug auf dem Weg zum Einsatz an.
Kurze Zeit später melden die beiden Kameraden über Funk, dass sie die Person gefunden haben, diese aber nicht laufen könne. Zwei weitere Kameraden gehen unter Atemschutzmasken mit einer Trage ausgestattet zum Unfallort. Da jetzt alle Atemschutzgeräteträger vom ersten Feuerwehrfahrzeug im Einsatz sind, rücken die Kameraden vom zweiten Fahrzeug vor, um eingreifen zu können, falls weitere Hilfe benötigt wird. Im Einsatzleitwagen wird regelmäßig der Druck der Sauerstoffflaschen abgefragt. Maximal eine halbe Stunde sollen die Kameraden unter Atemschutz im Einsatz sein.
Während die vermisste Person gerettet wird, wird vor der Einfahrt eine Notdekondusche aufgebaut. Sie besteht aus vier Leitern, die zu einem Viereck zusammengesteckt werden. Darüber wird eine Plane gelegt, sodass eine Wanne entsteht. In dieser werden alle Feuerwehrmänner und -frauen abgespült, die sich im dekontaminierten Bereich aufgehalten haben. Damit soll die Gefahr reduziert werden, giftige Stoffe einzuatmen, die sich auf der Kleidung befinden könnten. „Im Ernstfall wäre der Gefahrgutzug hier und würde eine richtige Strecke aufbauen“, erläutert Davis Dähn.
Zwar würde ein Brand im Ernstfall vom Gefahrgutzug gelöscht werden, doch die Freiwillige Feuerwehr möchte die Chance nutzen und das Löschen mit Schaum üben. Dafür ist ein Container aufgestellt worden. Hier könne das Löschwasser und Schaum nach der Übung abgesaugt und entsorgt werden. Aus Sicherheitsgründen ist unter dem Container eine Plane gelegt worden, damit nichts in den Boden sickert. Unter Atemschutz gehen zwei Brandschützer aufs Gelände und löschen den simulierten Brand.
Im EMV-Gebäude sitzt Amtswehrführer Rene Flatow. Er mimt die Leitstelle bei dieser Übung und verfolgt den Funkverkehr. „Er soll die Übung aus Sicht eines Außenstehenden beurteilen“, sagt Torsten Reske. Und Rene Flatow ist zufrieden. „Die Übung hatte ein sehr hohes Niveau. Die Funkdisziplin ist ausgezeichnet. Man merkt die Routine bei den Einsatzkräften, dass die Handgriffe geübt werden. Sie sitzen.“
Christian Schult ist der Brandschutz wichtig. Er möchte gerne mehr tun. So habe er von GPS-Trackern an der Mitarbeiterkleidung in einem Unternehmen gehört. Das könnte auch was für die EMV sein. „Es kann sein, dass Abfälle sich selbst entzünden. Wenn dann eine chemische Reaktion stattfindet und ein Mitarbeiter da hinläuft, kann er sich vielleicht nicht mehr selbstständig melden“, erläutert Schult. Über die GPS-Position wäre gleich klar, wo sich der Mitarbeiter auf dem Gelände aufhält. Die Suche entfällt und spart Zeit.
Wehrführer Torsten Reske ist mit der Übung im Großen und Ganzen zufrieden. „Die EMV spielt beim vorbereitenden Brandschutz ganz vorne mit. Da schlafe ich seit einigen Jahren ruhiger“, sagt Reske und hofft, dass es immer nur bei den Übungen bleibt.
von Anja Levien
Quelle: Ostseezeitung Bad Doberan